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Es gibt ein Wort, das wir nicht mehr loswerden:

Authentizität.


In Meetings. In Coachings. Auf LinkedIn. In jedem zweiten Podcast.

Ich habe mal gezählt, wie oft es auf Social Media auftaucht. In Headlines, Einleitungen, Texten. Und das Ergebnis? Eine aufsteigende Linie. In den letzten zehn Jahren hat sich die Häufigkeit verdreifacht.

Googlest du es, findest du Millionen Ergebnisse. Workshops. Bücher. TED Talks.

Auf Amazon? Über 20.000 Ratgeber zum Thema „Wie man authentischer wird“.

Wir geben ein Vermögen aus, um „wir selbst“ zu sein.

Und das allein zeigt schon:

Wir haben ein Problem.

Was passiert, wenn Authentizität zum Ideal wird?

Wir verwandeln sie in ein Dogma. Was früher ein Kompass war, ist heute ein Käfig.

Ich beobachte es regelmäßig bei Selbstständigen, Gründern und Creatorn. Du baust dir etwas auf. Du findest deinen Stil. Deine Stimme. Deine Art zu verkaufen.

Und irgendwann kommt dieser Punkt, an dem du dich verändern müsstest.

Neues Publikum. Neue Rolle. Mehr Verantwortung. Mehr Bühne.

Aber du hältst dich zurück. Warum?

Weil es sich nicht authentisch anfühlt.

„So bin ich halt nicht.“

„Ich will keine Show machen.“

„Ich will nicht manipulieren.“

Was du nicht merkst:

Du schützt nicht deine Echtheit. Du schützt dein altes Ich.

Sei du selbst?

Nur, wenn du bereit bist, dich zu hinterfragen. Die Vorstellung von Authentizität klingt einfach:

„Sei du selbst.“

Aber was genau ist dein Selbst? Dein vergangenes Ich? Dein aktuelles Ich?

Oder dein zukünftiges Ich?

Was, wenn das „echte“ Ich von gestern der größte Feind deines Ichs von morgen ist?

Ein Beispiel:

Stell dir vor, du bist extrem gut darin, Dinge selbst zu machen. Du hast deine Marke aufgebaut. Dir deinen Ruf verdient. Aber jetzt musst du ein Team führen. Delegieren. Inspiriert auftreten.

Was passiert?

Du klammerst dich an alte Muster.

Weil du glaubst: Wenn ich mich verändere, bin ich nicht mehr ich.

Und genau das ist das Authentizitäts-Paradoxon: Je mehr du versuchst, „du selbst“ zu sein, desto mehr verhinderst du dein Wachstum.

Das Ego liebt Klarheit

Aber Entwicklung ist immer Chaos. Die Ingenieurin, die keine Geschichte erzählen will. Der Introvertierte, der keine Bühne betritt. Der rationale Kopf, der Emotionalität als Manipulation ablehnt.

Sie alle stehen an derselben Kreuzung:

Was dich hierhergebracht hat, bringt dich nicht weiter.

Und das eigentlich Gefährliche ist:

Sie glauben, sie verteidigen ihre Integrität. In Wahrheit verteidigen sie nur ihre Komfortzone.

Was wäre ein besserer Umgang mit Echtheit?

Nicht Selbst-Treue. Sondern Selbst-Design.

Nicht „so bleiben wie man ist“. Sondern: bewusst wählen, wer man werden will.

Authentizität ist kein Zustand. Es ist ein Prozess, der beginnt, sobald du dich herausforderst.

Und das bringt uns zur Praxis:

Spiel dich zu dir selbst

Authentizität fühlt sich oft wie ein Entweder-oder an: Entweder ich bin echt, oder ich bin wirksam.

Entweder ich bleibe mir treu, oder ich werde zur Kunstfigur.

Falsch.

Echte Wirkung entsteht nicht durch „immer gleich bleiben“. Sie entsteht durch mutige Experimente mit dir selbst.

Hier sind fünf Schritte, die du ab heute testen kannst:

1. Finde dein Ziel-Selbst

Frag dich: Wer will ich werden, wenn ich mutiger wäre?

Vielleicht willst du klarer kommunizieren. Emotionaler schreiben. Visionärer denken. Du brauchst eine innere Landkarte, kein Skript.

Kein Plan für dein ganzes Leben. Nur ein Zielbild für den nächsten Entwicklungsschritt.

2. Benenne deine alten Muster

Welche Gedanken halten dich zurück?

„So war ich schon immer.“

„Das passt nicht zu mir.“

„Das fühlt sich nicht echt an.“

Hinterfrage sie. Radikal.

Denn oft ist das nicht dein wahres Ich, sondern ein Schutzmechanismus, den du perfektioniert hast.

3. Handle entgegen deiner Intuition

Wenn du das Gefühl hast: „Das bin nicht ich“ – tu es trotzdem. Einmal. Geh auf jemanden zu.

Erzähle eine persönliche Geschichte. Sag deine Meinung lauter, als du dich traust.

Nicht, weil du dich verstellen sollst, sondern weil du testest, was du alles sein könntest.

4. Reframe dein Selbstbild

Du bist keine Statue. Du bist ein Prototyp. Wer du heute bist, ist nur eine Version.

Und jede neue Version bringt dir Feedback, aus dem du lernen kannst.

Das Spiel beginnt, wenn du aufhörst, dich so verdammt ernst zu nehmen.

5. Wiederhole. Reflektiere. Verfeinere.

Dein Ziel ist kein neues Etikett, sondern ein inneres Upgrade.

Deine Verhaltensweisen sind keine Masken. Sie sind Werkzeuge.

Handle, bevor du glaubst. Denn erst durch Tun entsteht neues Denken.

Authentizität ist keine Ursprünglichkeit. Es ist die Fähigkeit, bewusst zu handeln, auch wenn es sich noch fremd anfühlt.

Wirklich authentisch ist, wer sich selbst erweitern kann.

Also:

Beim nächsten „Das bin nicht ich“-Gefühl, frag dich nicht: Bin ich noch echt?

Frag dich lieber:

Was wäre, wenn genau dieser Schritt mich echter macht als je zuvor?

Das Paradoxe an Echtheit ist:

Sie beginnt da, wo du aufhörst, dich zu rechtfertigen.

Die meisten Menschen suchen nach Klarheit. Nach einer Rolle, die sie spielen können, ohne sich fremd zu fühlen. Aber das ist der falsche Anspruch. Du musst nicht „wissen, wer du bist“, du musst nur bereit sein, es herauszufinden.

Identität ist kein Label. Identität ist ein Work-in-Progress.

Und das bedeutet: Du wirst dich immer wieder unauthentisch fühlen, wenn du wächst. Weil dein Nervensystem nicht unterscheiden kann, ob du dich verbiegst, oder entwickelst. Es registriert nur:

Unbekannt = Unsicher.

Aber Unsicherheit ist nicht dein Feind. Sie ist dein Testgelände. Dein nächstes Level wartet nie in deiner Komfortzone.

Du brauchst keine neue Persönlichkeit. Du brauchst mehr Freiheit in deinem Verhalten.

Die größte Gefahr für Creator, Selbstständige und Unternehmer ist nicht, dass sie nicht talentiert sind. Sondern dass sie sich selbst in einer Identität einsperren, die sie irgendwann mal als „echt“ definiert haben.

„Ich bin halt kein Verkäufer.“ „Ich bin eher analytisch.“ „Ich bin nicht der emotionale Typ.“ „Ich bin nicht für die Bühne gemacht.“ „Ich kann nicht so wirken wie XY.“

All das sind keine Wahrheiten. Es sind Überzeugungen, die du irgendwann übernommen hast. Und jeder einzelne davon ist ein Filter, der dein Potenzial reduziert.

Was wäre, wenn du dich nicht verstellen, sondern erweitern würdest?

Du kannst emotional UND faktenbasiert kommunizieren. Du kannst visionär UND strukturiert sein. Du kannst tiefgründig sein UND charismatisch wirken. Du kannst ein stiller Denker sein, der laut spricht, wenn es darauf ankommt.

Alles beginnt mit der Entscheidung:

Ich bin nicht hier, um mir selbst treu zu bleiben. Ich bin hier, um mir selbst gerecht zu werden.

Also: Wie willst du ab heute erscheinen?

Nicht als die „authentische Version deiner Vergangenheit“ – sondern als bewusste, gestaltende Kraft deiner Gegenwart.

Du brauchst kein Rebranding. Kein radikales Umkrempeln. Du brauchst ein Experiment mit dir selbst und den Mut, es zu wiederholen.

Geh raus. Sag das, was du sonst verschluckst. Zeig dich. Nicht nur wie du bist, sondern wie du sein könntest. Fang klein an. Spiele. Lerne. Wachse.

Denn Echtheit entsteht nicht durch Beharren. Sie entsteht durch Bewegung.

Wenn du diesen Gedanken mitnimmst, hat sich das Lesen gelohnt:

Dein zukünftiges Ich wird dich nicht fragen, ob du heute du selbst warst. Es wird dich fragen, ob du bereit warst, mehr zu werden.

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Das war es für heute. Ich hoffe, du konntest etwas für gutes für dich mitnehmen.

Sandro

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