Das mag für viele im ersten Moment weit hergeholt klingen. Liegt aber näher an der Realität, als viele von uns annehmen. So ging es auch mir, als ich angefangen habe, mich mit diesem Thema und dieser Theorie zu beschäftigen.
Ich muss zugeben, dass mich “Helden“, oder wie die meisten in meinem Alter, mit dem Begriff aufgewachsen sind (Superhelden), schon seit Kindesalter begeistern. Damals war es einzigartige Fähigkeit des Superhelden – Fliegen, übermenschliche Stärke, Telekinese, mit Lichtgeschwindigkeit rennen – einzigartige Fähigkeiten, die einen Superhelden ausmacht. Jetzt ist es etwas anderes: der klassische (oder mythologische) “Held“.
Ein Held wie Achilles von Thessalien, oder Alexander von Pella. Es gibt noch weitere, aber gerade diese beiden Namen, haben seit jeher die Zeiten überdauert und sind in Text und Wort durch ihren Taten verewigt. Sozusagen sind sie “unsterblich“.
Ein Held in diesem Sinne, ist durch seine Taten, durch seine Moral und durch sein Vermächtnis geprägt.
In diesem Newsletter gehe ich der Theorie nach, dass wir – im übertragenen Sinne – unser eigener Held in Text und Wort erschaffen können. Nicht damit unser Name die Zeiten überdauert, aber damit wir unser eigenes Vermächtnis, unsere Taten, oder unsere Moral und unser Anspruch an unser Tun, aus einer anderen Perspektive sehen.
Jeder Held strebt nach Größe und danach, dass sein Name die Zeiten überdauert – Ein Held strebt nach Unsterblichkeit, im Text und im Wort. Doch diese Unsterblichkeit bringt einen Preis mit sich. Helden sterben vor ihrer Zeit. Ein kurzes Leben, geprägt durch dessen Taten. Achilles und Alexander waren um die 30 Jahre alt (je nach Quelle), als sie starben. Darum soll es mir aber nicht gehen, vielmehr soll es mir um die Moral und die Werte dessen gehen, was einen Helden ausmacht. Unter anderem: die Sehnsucht nach Größe.
In der mythologischen Welt von Homer, war Achilles von der Moral, seinen Taten und seiner Art des Seins, ein Held per Definition.
[…] Ein wesentlicher Unterschied der homerischen Helden zu vielen späteren Heldenkonzeptionen besteht darin, dass sie Teil einer ganzen Gesellschaft bzw. eines ganzen Zeitalters von Helden sind. Die Akteure der Ilias und der Odyssee sind fast ausnahmslos Helden, was sich sowohl in der Distribution des Wortes ἥρως (das unterschiedslos für ‚große‘ und ‚kleine‘ Krieger, Freund und Feind gebraucht wird) als auch in dem gemeinsamen Wertecodex von Ehre und Ruhm niederschlägt.
Nach Größe zu streben ist nicht pauschalisiert mit Achilles Wesen. Größe durch Moral, Taten und der Art des Seins können auch als einzelne verwendet werden und für sich selbst stehen.
Wenn wir uns die Moral an dieser Stelle genauer anschauen, stellen wir fest, dass Moral in diesem Kontext, unabhängig der anderen Aspekte, die Zeiten überdauern kann.
[…] Der Begriff "Achilles" kann sich auf den griechischen Helden Achilles und seine Handlungen in der Ilias beziehen, was moralische Lehren wie die Bedeutung von Respekt, die Akzeptanz von Entschuldigungen und die Reifung des Charakters von einem verbitterten Zorn zu Mitgefühl beinhaltet.
Achilles Taten folgt seiner Moral. Wir gehen in das Thema Moral und Werte etwas tiefer im späteren Abschnitt des Newsletters.
„Der Ruhm folgt der Tugend wie ein Schatten.“ – Cicero
[…] Von einem Helden in vollem Begriffsumfang kann daher erst gesprochen werden, wenn er einen tugendhaften Charakter hat, aufgrund dessen er überragende Leistungen vollbringt, sowie von anderen als Held angesehen wird. Sobald eines dieser drei Kriterien nicht erfüllt ist, trifft die Bezeichnung nicht vollständig. Dadurch, dass sich der Charakter, die inneren Antriebe, Motive oder Absichten des Handelnden der direkten Erkennbarkeit entziehen, entsteht eine Unsicherheit bei der Klassifizierung. So erscheint es denkbar, dass jemand lediglich als Held angesehen wird, ohne ein solcher kraft seines tugendhaften Charakters oder seiner Taten zu sein. Andererseits ist es möglich, dass jemand einen tugendhaften Charakter hat und heroisch handelt, jedoch nicht als Held wahrgenommen oder kommuniziert wird.
„Das Maß eines Menschen ist, was er mit Macht tut.“ – Platon
Werte, die wir mit einem Helden verbinden, sind oft auf vielen Ebenen deckungsgleich – egal ob wir von modernen Helden, oder antiken Helden sprechen, von Herkunft, Alter und Geschlecht. Werte, die ein Held verkörpert sind seine Tugendhaftigkeit, seine Disziplin, seine Loyalität und seine Opferbereitschaft.
Es sind aber nicht nur die Werte, die einen Helden zum Helden machen. Jeder Held erzeugt entweder durch seine Taten, seine Sprache, oder seine Wirksamkeit in einem Bereich seinen Status als Held. Achilles mit seiner Disziplin und Opferbereitschaft während der Zeit in Troja. Odysseus mit seiner Sprache und Loyalität. Alexander mit seiner Tugendhaftigkeit.
Wir können also annehmen, dass die Moral des Helden zu seinen Werten, einen Helden nicht nur ins Handeln bringt, sondern auch zu einem Helden transformiert.
Damals wie auch heute prägt die Moral eine Gesellschaft. Das “Gute“ und das “Schlechte“. Das “Richtige“ und das “Falsche“. Wir können annehmen, dass Moral innerhalb einer Gesellschaft gelebt wird, aber Werte weitergegeben und transformiert werden. Das schließt nicht aus, dass sich Helden an der Moral der Gesellschaft orientieren. Werte hingegen sind zwar ein Bestandteil innerhalb der Moral einer Gesellschaft, aber nicht immer die Werte des Helden, mit der er durch seine Taten und Handlungen navigiert. Wenn wir uns das Thema näher betrachten, könnten wir sagen, dass ein Held erst zur Selbstwirksamkeit kommt, wenn er seine eigenen Werte transformiert und sie zu seiner Moral macht, unabhängig der Moral einer Gesellschaft. Ginge es dem Helden nur um die Moral der Gesellschaft, wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit in vielen Fällen handlungsunfähig.
Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit könnten hier durch Moral und Werte, wenn nicht sogar im absoluten, zur initialen Triebfeder werden, was aber nicht bedeutet, dass die Sehnsucht nach Größe, oder der Wunsch nach “Unsterblichkeit“ außer Acht gelassen werden.
Worauf ich hierbei hinweisen möchte ist, dass ein Held zwar durch seine Moral und Werte ins Handeln kommt, aber nicht immer selbstwirksam agiert. Gerade Achilles war dafür bekannt, dass er aus Eigennutz handelt und fast schon egoistisch seinem Werk nachgeht. Das wiederum hebelt Moral und Werte aus und lässt einen Helden durch seine intrinsischen Motive handeln.
„Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ – Friedrich Nietzsche
Wie ich oben bereits beschrieben habe, wird ein Held dann zum Held, wenn er durch seine tugendhaften Taten im Text und im Wort verewigt wird und somit die Zeiten überdauert. Ein Sieg in diesem Kontext bedeutet, dass ein Held durch seine Taten zum Helden wird. Unabhängig davon, ob er vor oder während seiner Zeit stirbt.
Ein Sieg kann aus verschiedenen Perspektiven thematisiert werden und nicht durch eine bloße körperliche Aktion, wie zum Beispiel die Eroberung von Troja. Der “Sieg“ hat eine indoeuropäische Wurzel (segh-) was soviel bedeutet wie “festhalten“ oder “im Kampf überwältigt“. In der Etymologie gibt es noch ein weiteres Wort aus dem Griechischen – ἀνύειν (anúein), was so viel bedeutet wie erreichen, vollenden. Der Weg zum Sieg, oder zu dem Gewinn, ist demnach nicht nur ein reiner Akt der Überwältigung, wie im Beispiel um die Schlacht um Troja aus dem Ilias von Homer.
In der heutigen Zeit gibt es verschiedene Arten von Siege, wie zum Beispiel im Sport, in der Politik und im Business. Im Boxen gewinnt der bessere Athlet im 1:1. In der Politik gewinnt der beste Argumentierer. Im Business gewinnt das beste Produkt. Und in allen Fällen gibt es einen Gewinner, welcher durch seine Taten sein Werk vollendet hat. Das spannende dabei ist, dass sich auch hier Werte und Moral abgleichen: Tugendhaftigkeit, Loyalität und Disziplin.
Den vollkommen Sieg erreichen wir also, wenn wir durch Moral und Werte und durch unsere Taten unser Werk vollenden können.
„Die Erinnerung an die Taten ist die wahre Unsterblichkeit der Menschen.“ – Perikles
Ein Held entsteht nicht durch äußere Umstände, sondern durch innere Selbstverwirklichung.
Was Achilles im Angesicht des Krieges oder Alexander im Angesicht des Weltreiches trug, war nicht allein ihre Stärke, sondern ihre Überzeugung, dass sie die Protagonisten ihrer eigenen Geschichte waren.
Übertragen auf uns bedeutet das: Wir sind in unserem Schaffen ständig zwischen Zuschauer und Akteur hin- und hergerissen. Viele lassen sich treiben – von Trends, von Meinungen, von Erwartungen. Doch ein Held denkt nicht als Zuschauer. Er handelt, als sei er selbst Drehbuchautor seiner eigenen Saga.
In Business und Branding zeigt sich das in der Fähigkeit, radikale Verantwortung zu übernehmen. Für die Richtung, für das Narrativ, für die eigenen Entscheidungen. Nicht andere schreiben dein Vermächtnis. Du bist derjenige, der es in die Welt trägt.
„Ein Mensch, der seine eigenen Werte nicht kennt, lebt die Werte anderer.“ – Unbekannt
Helden denken in Visionen, nicht in To-do-Listen. Sie handeln nach Prinzipien, nicht nach Likes. Und genau das unterscheidet sie von den vielen Gesichtern, die im Strom der digitalen Zeit untergehen.
Das Wort „Kult“ mag heute negativ besetzt wirken, doch in seiner ursprünglichen Bedeutung beschreibt es schlicht eine Kultur des Gedenkens und der Verehrung.
Die antiken Helden hatten ihre Feste, ihre Hymnen, ihre Statuen. Ihre Namen lebten nicht nur in Chroniken fort, sondern in Ritualen und Geschichten, die von Generation zu Generation getragen wurden.
Übertragen in unsere Gegenwart: Ein „Heldenkult“ bedeutet, dass du ein System von Symbolen, Ritualen und Sprache erschaffst, das dich als Marke unsterblich macht. Deine Community erkennt dich an deinen Metaphern, an deinen Ideen, an deiner Art zu denken und zu handeln.
Apple erschuf mit Steve Jobs einen solchen Heldenkult. Nicht, weil die Produkte allein einzigartig waren, sondern weil seine Geschichte, seine Obsession für Design und seine unerschütterliche Vision den Status eines Kults annahmen.
Die Frage ist also: Welche Rituale, Symbole oder Erzählungen kannst du in deinem Branding erschaffen, die über dich hinauswirken? Damit deine Arbeit nicht nur konsumiert, sondern verehrt wird.
Wenn ein Held Taten vollbringt, aber niemand davon erzählt, verlieren sie ihre Unsterblichkeit. Was die Ilias für Achilles war, was die Biographen für Alexander waren, sind für uns heute unsere Texte, Videos, Posts, Newsletter und Bücher.
Worte sind die Waffen und Monumente des 21. Jahrhunderts.
Sie skalieren deine Präsenz über Zeit und Raum hinaus. Sie fixieren das, was vergänglich wäre, und machen es unvergänglich.
Jeder Text, den du schreibst, ist nicht nur Content – er ist eine Spur, eine Tat, die in der digitalen Chronik verewigt wird. Wenn du heute deine Gedanken in klare Worte gießt, werden sie morgen von Menschen gelesen, die du nie getroffen hast. Vielleicht in fünf Jahren. Vielleicht in fünfzig.
Das ist die eigentliche Macht des Schreibens im digitalen Zeitalter: Es macht deine Gedanken zu deinem Vermächtnis.
„Worte haben keine Flügel, doch sie können tausend Meilen tragen.“ – Koreanisches Sprichwort
„Man stirbt zweimal: einmal, wenn der Körper stirbt, und einmal, wenn der Name vergessen wird.“ – Ägyptisches Sprichwort
Die höchste Form der Unsterblichkeit ist erreicht, wenn dein Name selbst zum Synonym für eine Idee, eine Haltung oder ein Werk wird. So wie „Achillesferse“ für Verletzlichkeit steht, „Machiavellismus“ für strategische Kälte oder „Tesla“ für radikale Innovation.
Im Personal Branding bedeutet das: Dein Name trägt mehr als eine Identität – er trägt eine Bedeutung. Er ist kein bloßes Etikett, sondern ein Symbol für Werte, Taten und Ideen, die du in der Welt verankert hast.
Dazu braucht es Klarheit und Wiederholung. Deine Werte müssen in jedem Auftritt, jeder Botschaft, jedem Werk mitschwingen. Deine Ideen müssen scharf genug sein, um haften zu bleiben. Dein Tun muss konsistent genug sein, damit andere beginnen, deinen Namen mit einem bestimmten Archetyp zu verbinden.
Am Ende geht es nicht darum, dass dein Name bloß erinnert wird. Es geht darum, dass er zu einem Wort wird. Ein Platzhalter für eine Denkweise, ein Narrativ und ein Vermächtnis.
Helden werden nicht im Rückblick geboren. Sie werden im Moment des Handelns erschaffen.
Achilles wusste nicht, dass sein Name Jahrtausende überdauern würde. Alexander konnte nicht ahnen, dass er noch immer als Maßstab für Größe und Eroberung genannt wird.
Sie handelten – und ließen ihre Taten für sich sprechen.
Heute sind wir nicht mit Schwert und Schild auf dem Schlachtfeld, sondern mit unseren Ideen, unseren Werten und unserem Ausdruck im digitalen Raum. Doch der Mechanismus ist derselbe: Nur wer handelt, wer schreibt, wer sichtbar wird, kann Spuren hinterlassen.
Dein „Heldentum“ liegt nicht in der Perfektion, sondern in der Klarheit deiner Werte, in der Konsequenz deines Handelns und in der Kraft deiner Worte.
Frage dich also:
Unsterblichkeit ist kein Privileg der Antike. Sie ist eine Entscheidung, die du heute triffst.
Handle. Schreibe. Verkörpere deine eigene Geschichte.
„Am Ende ist unser eigener Name das einzige Werk, das wir hinterlassen.“ – Unbekannt
Denn die einzige Frage, die bleibt, ist:
Wird dein Name zum Wort?
––
Danke fürs lesen. Das war es für heute.
Ich hoffe, ich konnte dir eine wertvolle Perspektive für dein eigenes Business, die Art und Weise wie du dich sichtbar machst, oder die Sprache die du für dich wählst mitgeben.
Sandro.
PS: Hier findest du weitere Texte aus den BLACKLETTERS:
BLACKLETTERS